Häufig gestellte Fragen zu den Themen Legasthenie, LRS und Dyskalkulie

 

Häufig gestellte Fragen zu den Themen Legasthenie, LRS und Dyskalkulie

 

1) Was sind die Ursachen von Legasthenie?

Wissenschaftliche Forschungen haben ergeben, dass eine Legasthenie zu einem großen Teil genetisch bedingt ist. Die Erbinformationen verursachen differente Sinneswahrnehmungen. Für das Lesen, Schreiben oder Rechnen werden aber intakte Sinneswahrnehmungen benötigt. Ist nur eine dieser Sinneswahrnehmungen different (anders) ausgeprägt oder nicht so gut entwickelt, kann es zu Schwierigkeiten kommen. 

2) Ist Legasthenie und LRS (Lese-Rechtschreibschwäche) das Gleiche?

  • Bei einer Legasthenie handelt es sich um eine genetische Anlage im Menschen, die ein Leben lang vorhanden ist. Lediglich durch ein spezielles Training im Schreib- und Lesebereich kann eine Legasthenie sehr gut überwunden werden. Legasthene Kinder machen beim Schreiben und Lesen Wahrnehmungsfehler.
  • Bei einer LRS (Lese-Rechtschreibschwäche) handelt es sich um eine durch besondere Umstände (Lerndefizite, physische oder psychiche Ursachen, familiäre Ursachen usw.) erworbene, zumeist auch vorübergehende Problematik. Kinder mit LRS machen beim Schreiben Rechtschreibfehler.

Allgemein ist es sehr wichtig zwischen Legasthenie und LRS zu unterscheiden, weil der Förderansatz in den beiden Bereichen grundlegend verschieden ist.

3) Wie unterscheidet man Wahrnehmungsfehler von Rechtschreibfehler?

Damit es zu keiner Fehleinschätzung des legasthenen Kindes kommt, muss unbedingt zwischen Wahrnehmungs- und Rechtschreibfehler unterschieden werden.

  • Wahrnehmungsfehler entstehen durch differente Sinneswahrnehmungen des legasthenen Kindes. Dadurch stehen die Gedanken und das Handeln nicht im Einklang.
  • Rechtschreibfehler machen Kinder mit einer LRS und entstehen durch mangelndes Wissen oder Unkenntnis des Wortes.

Wahrnehmungsfehler:

Rechtschreibfehler:
Resistent, häufige Fehler, schwierige Wörter werden meist mühelos geschrieben Manchmal bis häufig Fehler, auch bei schwierigen Fehlern
Differente Fehlersymptomatik (Buchstabenauslassungen, Vertauschungen von harten/weichen Konsonanten usw.) Keine differenzierte Fehlersymptomatik, Fehler lassen sich nicht in Kategorien einteilen
Im gleichen Text unterschiedliche Schreibweise eines Wortes Im gleichen Text gleiche falsche Schreibweise eines Wortes
Training an den Fehlern alleine genügt nicht Gute Erfolge durch Training an den Fehlern und Verbesserung des Regelwissens

 Fehlerarten:

Fehlerarten:
Speicherfehler, Nichtmerken des Wortbildes

Flüchtigkeitsfehler, mangelndes Regelwissen, Merkfehler usw.

   
Wortdurchgliederungsfehler
harte/weiche Konsonantenverwechslung
Dehnungs- und Schärfungsfehler

4) Was sind die Ursachen von Dyskalkulie?

Die konkreten Ursachen für Dyskalkulie sind noch weitgehend unbekannt. Die Forschung geht von mehreren Faktoren aus, die einen direkten Einfluss auf die Rechenfertigkeiten haben. Dazu zählen neurowissenschaftliche und kognitive Faktoren. Familien- und Zwillingsstudien weisen auch auf eine erblich bedingte Veranlagung hin.

5) Welche Sinneswahrnehmungen können betroffen sein und welche Auswirkungen können sie auf das Lesen/Schreiben oder Rechnen haben?

Man unterscheidet folgende Sinneswahrnehmungen:

OPTIK

  • Optische Differenzierung: Das ist die Fähigkeit, Gleiches von Ungleichem zu erkennen (z.B. ähnlich aussehende Buchstaben/Zahlen/Formen unterscheiden, wie "b/d", "6/9", "Rechteck/Quadrat").
  • Otisches Gedächtnis: Das ist die Fähigkeit, sich Gesehenes zu merken, abzuspeichern und bei Bedarf wiederzugeben (z.B. sich merken, wie ein Wort geschrieben wird, auch Formen, Bilder, Muster).
  • Optische Serialität: Das ist die Fähigkeit, Gesehenes der Reihe nach ordnen zu können (z.B. die Reihenfolge von Buchstaben in einem Wort oder die Zahlenreihenfolge).

AKUSTIK

  • Akustische Differenzierung: Das ist die Fähigkeit, aus dem Gehörten Gleiches von Ungleichem zu unterscheiden (z.B. ähnlich klingende Buchstaben/Zahlen unterscheiden, wie "k/g", "19/90", die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen, wie "denn/den").
  • Akustisches Gedächtnis: Das ist die Fähigkeit, sich Gehörtes zu merken, abzuspeichern und bei Bedarf wiederzugeben (z.B. sich merken, was die Lehrkraft gesagt hat, sich eine Geschichte merken).
  • Akustische Serialität: Das ist die Fähigkeit, Gehörtes der Reihe nach ordnen zu können (z.B. die Reihenfolge von Buchstaben, Worten, Silben oder Zahlen hören).

RAUMWAHRNEHMUNG

  • Raumorientierung: Das ist die Fähigkeit, sich in Raum und Zeit sowie mit Größen und Mengen zurechtzufinden (z.B. Orientierungsvermögen, Positionen im Raum einschätzen, Zeitgefühl)
  • Körperschema: Das ist die Fähigkeit, den eigenen Körper (Rechts-/Linksunterscheidung) einzuschätzen

6) Wann kann man als Laie eine Legasthenie/Dyskalkulie erkennen/vermuten?

Ergeben sich bei Ihrem Kind bei normaler Intelligenz beim Erlernen des Schreibens, Lesens oder Rechnens völlig unerwartet Schwierigkeiten, könnte eine Legasthenie oder Dyskalkulie vorliegen. Grundsätzlich zeigt sich bei legasthenen/dyskalkulen Kindern eine zeitweise Unaufmerksamkeit beim Umgang mit Buchstaben/Zahlen, bei sonst guter Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit anderen Tätigkeiten.

Mit den nachstehenden Symptomfragebogen erhalten Sie einen kleinen Einblick in die Thematik und können den Verdacht einer vorliegenden Legasthenie/Dyskalkulie überprüfen.

7) Gibt es Anzeichen im Vorschulalter, die auf eine Legasthenie oder Dyskalkulie hinweisen können?

Mögliche Anzeichen können sich vor allem in der motorischen Entwicklung, der Sprachentwicklung und in verschiedenen Charakterzügen bemerkbar machen. Jedoch hat nicht jedes Kind mit Defiziten in diesen Bereichen später eine Legasthenie oder Dyskalkulie.

Mit dem nachstehenden Fragebogen können Sie die Anzeichen, die auf eine Legasthenie/Dyskalkulie hinweisen können, für Kinder im Vorschulalter überprüfen.

8) Warum führt ein vermehrtes Üben im Schreib-, Lese- und Rechenbereich nicht zum Erfolg?

Die Fehler, die beim Schreiben, Lesen oder Rechnen gemacht werden, sind nur ein Symptom, aber nicht die Ursache. So bleiben erfahrungsgemäß die Erfolge aus, wenn man nur am Symptom arbeitet und nicht an der Ursache. 

 

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